
Vereinsstory – Aller Anfang ist schwer…
Lesedauer: 5 Minuten. Wir bedanken uns beim Heimat- und Geschichtsverein für die historischen Aufnahmen und die Recherchen.
Die SG Anspach ist ein Sportverein. Das mag auf der Hand liegen. Doch wie ist das mit der Geschichte dahinter? Wo kommt die SGA eigentlich her? Und was hat sie noch heute mit unserem Alltag in Neu-Anspach zu tun? Vor allem aber: Eas hat die SGA, was andere nicht haben?
Wir schreiben das Jahr 1848: Wir befinden uns in der Märzrevolution. Junge Burschen tuen sich zusammen und gründen unter sich aus politischer Motivation heraus einen Turnverein 1848. Doch dieser wird schnell nach Niedergang der Märzrevolution aufgelöst. Ende…
Doch ganz am Ende sind wir da noch nicht. Zumindest wollte sich Julius Nathan damit nicht zufrieden geben und erklärte am 19. März 1862 (das ist also unser Geburtstag!) gemeinsam mit „34 Männer und Jünglingen durch Namens-Unterschrift“ die Gründung des „Turn- und Gesangsverein Theodor Körner“. Dazu muss man wissen, dass Theodor Körner kein Anspacher Urgestein war, sondern in erster Linie ein deutscher Dichter, Dramatiker und Freiheitskämpfer. Und er wohnte auch nicht in den Wirrungen des alten Ortskerns rund um die Linde, sondern in Dresden. Doch damals war es Usus, sich ein Vorbild zu Nutze zu machen. In diesem Fall: Ein Vorbild für Freiheit und Mut.
Und somit begann fleißig im kleinen Kreis das Turnen, ab 1908 auch das Fußballspiel, wobei man sich dafür bis 1926 am Alten Steinbruch (heute Saalburgstraße) traf. Doch Friede und Freude war es nicht immer. Sportvereine hatten es gerade zu Zeiten von Krieg sehr schwer. Und so kam auch hier zu Lande das sportliche Zusammensein 1918 vorerst zum Erliegen.
Und nicht nur dadurch flachte das stetige Anwachsen der Mitgliederzahl ab. Wer hätte es gedacht. Aber es gründete sich in den 20er Jahren tatsächlich ein zweiter Turnverein: Der Verein „Freie Turner“. Die Freien Turner spielten vornehmlich Fußball. Moment Mal: Da haben sich Fußballer in einem neuen Verein als dem Stammverein gegründet. So etwas gibt es?
„Die Körner“ trafen sich ab den 20ern neben dem Turnen, Fußball und dem Musizieren auch zum Handballspiel. Übrigens auch zum Singen. Nachdem 1933 die „Freien Turner“ aufgelöst wurden, flohen die gar nicht mehr so Freien Turner zurück rüber zum Turnverein 1862. Somit waren wir also wieder 1 Sportverein. Doch das fröhliche Treiben hielt nicht lange an und war 1939 ganz und gar dem Niedergang geweiht. „Die Sportstätten wurden öd und leer“, beschrieb es Willi Ernst als 1. Vorsitzender zum 100jährigen Jubiläum 1962. Ende…. Verehrte Leserschaft Sie sind schon wieder reingefallen. Einen haben wir noch:
Man gab nicht auf und 1945 schließlich übernahm die „S.G.A.“ auf Genehmigung der Alliierten alle Rechte und Pflichten des Turnvereins 1862. Zwar war Turnen weiterhin verboten (aufgrund der Ansicht, Turnen sei „Bestandteil der deutschen Wehrkraft“) und auch trennten sich 1951 die Radfahrer. Dennoch wuchs seit Neugründung die SG 1862 Anspach e.V. auf mittlerweile rund 2000 (ZWEITAUSEND) Mitglieder an.
Es ist kaum möglich, die vielen Erlebnisse, Erfolge oder auch Niederlagen auf einer Website zusammenzufassen. Die Gründungen der Abteilung Tischtennis 1946, Badminton 1977 und Leichtathletik 1982 waren in jedem Fall zu den bestehenden Abteilungen glückliche Bewegungen, die mit viel Herzblut und nicht selten mit anfänglichem Argwohn gewachsen sind. Erwähnenswert in jedem Fall sind die Meisterjahre von Tischtennis-Größen wie Herbert Störkel oder der Jahrhundertschlager SG Anspach-Handball gegen den ein-Tag-alten Weltmeister UDSSR. Oder: Das Bundesligawunder Badminton mit drei Mannschaften in den ersten drei Spielklassen Deutschlands Anfang der 2000er.
In der Zeit ab den 60ern bis heute hat sich viel getan im Verein und in der Sport-Stadt. Sportliche und persönliche Erfolge wurden gemeinsam gefeiert und Niederlagen gemeinsam bewältigt. Mit dem Bau der heutigen Walter-Ernst-Halle (Bau und Fertigstellung: 1954 – 25. Juli 1959) durch Mitglieder der SGA wurde erstmals eine sportliche Heimat geschaffen (übrigens findet ihr Walter Ernst auf dem Titelbild oben vorne am Traktor). Es folgten drei weitere Kreishallen und schließlich der Bau einer Kampfbahn-C (Fertigstellung 24. August 1991) mit sechs Bahnen für den Vereins- und Schulsport an der Adolf-Reichwein-Schule. Diese Kampfbahn konnte sogar am 27. Juni 2024 nach teilweiser Sanierung wieder geöffnet werden. Turnschauen, Kreismeisterschaften und nicht zu vergessen das Pfingstfest sind das Ergebnis von viel Herzblut und Begeisterung für unsere SG Anspach.
Wir können stolz darauf sein, dass die Erfolge der Vereinsarbeit den Niederlagen weit überwiegen. Corona wurde gestrotzt und das vielfach betonte „Ende vom Ehrenamt“ ebenso. Seit 2019 wird unsere SGA aus einer Geschäftsstelle organisiert. Professionell wird sie durch Hauptamtliche Stellen besetzt. Bundesfreiwillige unterstreichen den Weg moderner Vereinsführung. Wir haben also eine hervorragende Ausgangslage für die Zukunft.
„Ziel unseres gesamten sportlichen Wirkens ist nicht das Heranbilden von Spitzenkräften, sondern die Breitenarbeit. Einen jeden, ob jung, ob alt, ob männlich oder weiblichen Geschlechts die Möglichkeit sportlicher Betätigung zu geben, darin sehen wir unsere Aufgabe.“ Jedoch hat Willi Ernst damals noch nicht gesehen, dass da doch ein wenig mehr Potential in den Armen und Beinen der „AnspacherInnen“ steckt. Somit ergänzen wir die Philosophie von 1962 um die erreichten Erfolge der jüngsten Gegenwart im Jahre 2025. Die SGA ist mittlerweile auch: Talentschmiede, Bundesligist und Heimat von Olympioniken gewesen. Naja und dann bestreiten wir eben noch den ganz gewöhnlichen Alltag von Ehrenamtlichen, die viele Titel tragen können. Zum Beispiel Grill-Meister, Torschützen-König oder Alltags-Helden.
Und somit wird Ihnen klar geworden sein: Wenn die SGA etwas hat, dann Charakter. Verein und Mitglieder fühlen sich eng verbunden mit unserer Stadt Neu-Anspach und sehen in unseren Entscheidungen die Notwendigkeit, an das Große und Ganze zu denken. Wir können etwas bewegen.
Unsere Vereinsfahnen – Fahntastisch
Eine Vereinsfahne hält Momente fest und zeigt die Zugehörigkeit zu einem Verein. Zugegebenermaßen sind die Momente seltener geworden, bei denen die Fahnen bei Festen vorneweg laufen. Doch das Jubiläum der Handball-Abteilung und das Stadtfest „750 Jahre Anspach und Westerfeld“ haben wieder gezeigt, welche Wirkung Fahnen auf Zuschauer und Fans haben.
Die Jubiläumsfahne zu 100 Jahren SGA


Die Jubiläumsfahne zu 100 Jahren SG Anspach trägt auf der Vorderseite das blau weiße Vereinswappen auf weißem Samt. Links und rechts des Wappens stehen das Gründungs- und das Festjahr. Goldene Fransen rahmen die Fahne ein. Auf der Rückseite sind deutlich die vier Turner-F zu sehen. Sie stehen für die Begriffe „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“. Die Turner-F werden eingerahmt durch Eichenblätter, welche mit einem rot weißem Band verbunden sind. Trommel und Fußball stehen für das Musizieren und den Sport im Allgemeinen bei der SG Anspach. In weißer Schrift auf der insgesamt dunkel blauen Rückseite der Wahlspruch: In Tat und Wort treu unserm Sport.
Die „Alte Fahne“ von 1867


Wenn es um Kostbarkeiten geht, dann ist diese Fahne die wohl älteste Rarität in Neu-Anspach. Die Alte Fahne stammt aus den Gründerjahren der heutigen SGA, dem „Turn- und Gesangsverein Theodor Körner“. Auf der Vorderseite befindet sich eine Lyra in dessen Tragegurt der Name „TH Körner“ geschrieben ist. Eine Lyra an deren Rücken ein Schwert lehnt ist eine Symbolik aus der Zeit der Lützow´scher Freikorps. Es ist eine Zeit, in der mehr Bürgerrechte gegen Napoleon im wahrsten Sinne des Wortes erkämpft werden sollten. Der Dichter Theodor Körner war einer der bekanntesten Mitglieder des Freikorps. Ob der Stern eine Bedeutung hat ist nicht bekannt. Er könnte jedoch eine Anspielung sein an das Gedicht „Der Morgenstern“, welches aus der Textsammlung „Knospen“ von Körner stammt.
Auf der Rückseite erkennen wir erneut die vier Turner-F („Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“), die übrigens Friedrich Ludwig Jahn als Werbeslogan so bekannt machte. Darunter mit rotem Faden gewebt, in alter Rechtschreibung „Ansbach“.
Auf der Fahnenstangen befinden sich einige „Spender-Marken“ aus Eisen. Die alte Radfahrvereinigung und zahlreiche Vereine aus dem Umland wie Merzhausen, Usingen und Wehrheim spendeten Geld für die Entstehung dieser Vereinsfahne.
Ehemalige Vorsitzende
Hier findet ihr eine Liste derjenigen, die sich als Vorsitzende seit dem Wechsel von „Turn- und Gesangsverein Theodor Körner“ in der heutigen SG 1862 Anspach e.V. für den Verein engagiert haben:
Jean Merkel, 1945 – 1947
Willi Eifert, 1947 – 1952
Willi Ernst, 1953 – 1970
Heinz Born, 1971 – 1992
Ernst Graser, 1992 – 2014
Thomas Kreß, 2014 – 2019
Ferdinand J. Hnatkow, 2019 – heute
Old but gold: Unsere Festschriften
In der Geschäftsstelle der SGA haben wir nicht nur einen Kurzfilm über das 100-Jährige Jubiläum, sondern auch noch unsere Festschriften, die Ihr hier als PDF lesen könnt.
Bilder aus unserer Vereinsgeschichte











