RHÖNRADTURNEN bei der SGA - Eine Ära ist zu Ende -


Wer kann sich noch an längst vergangene Turnstunden mit Rhönrädern erinnern? Vielleicht entsinnt sich manch eine/r... Mensch ja klar, da war doch was... Und wer sich dennoch fragt: Rhönradturnen? Was ist das denn? Dem soll’s gemäß Deutschem Turner-Bund erklärt werden:

 

Ein Rhönrad besteht aus zwei parallelen Stahlreifen, die durch sechs Sprossen miteinander verbunden sind. Davon sind zwei mit Brettern besetzt, an denen Lederschlaufen (Bindungen) befestigt werden. Durch diese Bindungen sind die Füße desTurners lose mit dem Rhönrad verbunden.Außerdem sind an zwei der Sprossen und an den Reifen Griffe befestigt. Der Durchmesser des Rades variiert je nach Körpergröße zwischen 130 cm und 245 cm.

Zwischen 1920 bis 1922 hat das damals neuartige Sportgerät ein gewisser Otto Feick in der bayerischen Region Rhön entwickelt. Drei Jahre später, 1925, meldete Feick seine Erfindung als "Reifen-,Turn- und Sportgerät" zum Patent an. Erst 1926 wurde der heutige Name "Rhönrad" geschützt und eingetragen.

Soweit so gut... Bei der SG Anspach fanden zum ersten Mal ein kleines und ein großes Rhönrad in den 1970er Jahren Einzug in die heutige Walter-Ernst-Halle. Diese wurden dann von den Kinder-und Jugendgruppen der Abteilung genutzt. Da die Rhönräder bereits gebraucht angeschafft wurden und zwei Jahrzehnte später langsam Rost ansetzten, wurden Anfang der 1990er Jahre zwei weitere gebraucht gekauft. Diese wurden aus der Nähe von Dreieich sogar während eines Schneesturms über die Saalburg nach Neu-Anspach gebracht.

In den Folgejahren wurden diese besonderen Sportgeräte weiterhin von den Sportgruppen im Kinder- und Jugendbereich „beturnt“, wobei besonders eine Übungsleiterin die Faszination für diese Sportart für sich und ihre Gruppe entdeckte. Renate Kotitschke, von 1996 bis 2006 Erste Vorsitzende der Turnabteilung, holte die Rhönräder regelmäßig in ihre Kinder-Turnstunden. Es wurde gerollt und geklettert, was das „runde Ding“ hergab. Dabei hatten die Kinder viel Spaß und konnten sogar teilweise ihre Höhenangst überwinden.

Für die Turnschau der Abteilung im November 2004 engagierte Renate Kotitschke die Leistungsgruppe im Rhönradturnen des TUS Nieder-Eschbach 1894 e.V., die mit ihren eigenen Rhönrädern trotz Eisglätte den Weg nach Neu-Anspach auf sich nahmen, um eine spektakuläre „James Bond-Show“ zu zeigen - das war damals ein besonderes Highlight der Veranstaltung. Und wie es manchmal so ist, sollte diese Begegnung sich später in anderer Weise wiederholen...

Nachdem aus Platzgründen die Rhönräder irgendwann nicht mehr in der Turnhalle im Obergeschoss gelagert werden konnten, zogen sie um in ein Stockwerk tiefer und die Benutzung wurde nun beschwerlicher und somit merklich seltener. In den letzten10 Jahren sammelte sich leider eine „dicke Staubschicht“ auf den Rädern an und somit entschloss sich die heutige Abteilungsleitung, sich davon zu trennen. Es wurde Wert darauf gelegt, alle vier Rhönräder in gute Hände abzugeben. Diese konnten tatsächlich auch ganz schnell gefunden werden und hier kam dann auch das Dèja-Vù mit dem TUS Nieder-Eschbach! Deren Leistungs-und Wettkampfgruppe hat weit über 60 aktive Rhönradturner*innen, die auf der dringenden Suche nach Aufstockung ihrer Trainingsgeräte waren. Umso mehr freuten sie sich über die kostenfreie Überlassung der Räder.

Am 10.August 2022 zogen die Rhönräder dann schließlich aus der Halle in der Friedrich-Ludwig-Jahn- Strasse aus. Die Räder sollen nun professionell „aufgehübscht“ werden, um dann die Trainingsstunden der Nieder-Eschbacher Leistungs-und Wettkampfgruppen zu ergänzen.

Tschüss ihr Rhönräder, lasst es Euch nochmal so richtig gut gehen!

 

Und wen es interessiert... heute gibt es sogar drei Disziplinen beim Rhönradturnen.
Beim Geradeturnen (mit und ohne Musik) rollt das Rhönrad immer auf beiden Reifen hin und her und es werden Elemente aus dem Reck- und Barrenturnen verwendet.
Beim Spiraleturnen bewegt sich das Rhönrad auf nur einem Reifen, es "tellert".
Beim Sprung wird das Rad in Schwung gesetzt, der Turner läuft hinterher, fasst das Rad an, springt vom Boden ab und lässt sich von hinten durch den Schwung auf das Rad ziehen. Aus der Handstütz-, Grätsch-, Hock- oder Standposition zeigt er dann einen Sprung in den Stand auf eine Weichbodenmatte. Dies können Überschläge, Hock- oder Grätschsprünge und Sprünge mit Längs- oder Querrotationen sein.

Das klingt doch voll und ganz nach einer ausdauerintensiven Sportart!

Falls nun jemand die Faszination „Rhönrad“ gepackt haben sollte, dem sei die Homepage des TUS Nieder- Eschbach empfohlen.

Text: Jutta Schlapp / Bilder: Renate Kotitschke und Jutta Schlapp